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Veränderungsbereitschaft und Growth Mindset - Was macht Arbeits- und Führungskräfte fit für die Zukunft?

Gerade in einer Zeit, die von Geschwindigkeit und Disruption geprägt ist, kommt es auf die Bereitschaft an, Neues zu lernen, sich an eine Welt anzupassen die alles andere als „normal“ ist. Lebenslanges Lernen ist heute unverzichtbar, aber es geht nicht nur darum, sich neue Fähigkeiten anzueignen, sondern auch darum, aufgeschlossen zu bleiben. Eine wachstumsorientierte Denkweise ermöglicht es, nach neuen Ideen zu suchen und diese zu erforschen, alte Gewohnheiten zu verlernen und mit verschiedenen Vorgehensweisen zu experimentieren.

Im heutigen wettbewerbsorientierten Geschäftsumfeld reicht es nicht aus, gut in dem zu sein, was man tut. Die Herausforderung ist, sich selbst anspornen, besser zu werden. Das bedeutet, sich neuen Herausforderungen zu stellen und aus der Komfortzone herauszutreten. Auch auf die Gefahr hin, ob man dabei Erfolg haben wird.

Vor mehr als drei Jahrzehnten hat die Psychologin Dr. Carol Dweck, Professorin an der Standford University, das Konzept der fixen Denkweise und der Wachstumsmentalität (Growth Mindset) vorgestellt. Sie untersuchte das Verhalten von Tausenden von Kindern, die an einer Aufgabe gescheitert waren, und fand heraus, dass Kinder mit einer fixen Denkweise häufiger aufgaben als jene Kinder mit einer wachstumsorientierten Denkweise. Dwecks Erkenntnisse sind so grundlegend, dass sie inzwischen mehr als nur wissenschaftliche Auswirkungen haben.

Sie beschrieb diese beiden Arten, wie Menschen über Intelligenz oder Fähigkeiten denken, als:

  • Fixed Mindset: Eine starre Denkweise, bei der Menschen glauben, dass ihre Intelligenz und Fähigkeiten angeboren sind. Diese Denkweise kann einschränkend wirken, da man ev. nicht bereit ist, sich neuen Herausforderungen zu stellen und der Glaube fehlt, sich ändern zu können.
  • Growth Mindset: Eine flexible Denkweise, bei der Menschen glauben, dass Intelligenz und Talente durch Erfahrungen und Lernen entwickelt und verbessert werden können.

Obwohl Fähigkeiten immer ein Produkt von Natur und Erziehung sind, gibt es viele spannende Arbeiten, die die Wachstumsmentalität unterstützen.

Neue Erkenntnisse aus Psychologie und Neurowissenschaften zeigen die enorme Plastizität des Gehirns - seine Fähigkeit, sich zu verändern und sich sogar neu zu organisieren. Der Begriff „Neuroplastizität“ bezieht sich auf diese Fähigkeit des Gehirns, sich mit der Zeit nicht nur zu verändern, sondern auch zu wachsen, wenn es neue Dinge lernt. Man kann die Konzepte miteinander verbinden, indem man sagt, dass eine wachstumsorientierte Denkweise dazu ermutigt, neue Dinge auszuprobieren, damit das Gehirn besser funktioniert.

Lange Zeit dachte man, dass sich das Gehirn ab einem bestimmten Alter nicht mehr weiterentwickelt. Die Forschung zeigt nun, dass das Gehirn unabhängig vom Alter wachsen und sich verändern kann. Veränderungen im Gehirn und in der Denkweise entwickeln sich jedoch nur langsam und mit der Zeit. Übung und Wiederholung sind jedenfalls wichtige Faktoren für die Stärkung eines wachstumsorientierten Denkens.[1]

5 Möglichkeiten ein Growth Mindset zu entwickeln

  • Lebenslanges Lernen und Zeit zu investieren, neue Dinge zu lernen:
    Das volatile und unvorhersehbare Arbeitsumfeld bedeutet, dass alte Praktiken und Vorgehensweisen nicht mehr funktionieren. Weiterentwicklung ist angesagt und das Akzeptieren, dass Fehler gemacht werden. Misserfolge sind daher Chancen zum Lernen und zum Wachsen.
  • Chancen ergreifen, Herausforderungen anzunehmen:
    Raus aus der Komfortzone, auch auf die Gefahr hin, dass man scheitert. Sich darauf konzentrieren, neue Dinge auszuprobieren, ohne sich auf das Ergebnis zu fixieren.
  • Leichterer Umgang mit Rückschlägen:
    Es wird viele Zeiten geben, in denen die Dinge nicht nach Plan laufen. Neue und unerwartete Herausforderungen werden auftauchen. Wenn man nicht sofort Erfolg hat, hilft einen die Beharrlichkeit, Rückschläge zu überwinden und es weiter zu versuchen.
  • Hilft, die Führungsfähigkeiten zu verbessern:
    Menschen mit einem Growth Mindset sind eher in der Lage, erfolgreiche Führungskräfte zu werden, weil sie das Potenzial in anderen sehen und weniger auf ihre eigenen Fehler achten. Sie glauben daran, dass sich Menschen verändern und entwickeln können, was zu einer positiveren Einstellung und besseren Entscheidungen führt. Darüber hinaus fördert Growth Mindset auch die Lernkultur in Unternehmen.
  • Sinnfindung in der Arbeit:
    Für viele Menschen ist Arbeit leider zu einer Quelle von Stress und Angst geworden. Viele vergessen warum sie tun was sie tun und verlieren sich in Routine. Mit einer wachstumsorientierten Denkweise sieht man die Arbeit als Chance, etwas zu bewirken. Growth Mindset kann helfen, einen Sinn in der Arbeit zu finden und sich selbst besser zu fühlen.

Wie kann man Mitarbeitende unterstützen ein Growth Mindset zu entwickeln?

Überwiegt bei einer Führungskraft das Fixed Mindset, kann das den Unternehmenserfolg gefährden. Zum einen, weil Menschen mit dieser Denkweise immer als perfekt dastehen wollen und ihre eigenen Fehler nicht thematisieren. Und: Chefs, die ihre Mitarbeiter von vorneherein als unfähig abstempeln, verhindern, dass sich das Team weiterentwickelt.[2]

Fehler offen ansprechen

Vorgesetzte mit einem Growth Mindset möchten sich permanent verbessern und glauben an die Lernfähigkeit des Teams. Eine etablierte Fehlerkultur im Unternehmen hilft, aus den Fehlern zu lernen.

Loben – aber anders!

Vorgesetzte mit einem Fixed Mindset beurteilen beispielsweise in der Art „der Kollege X ist sehr schnell“, „XY brauche ich nicht zu fragen, sie traut sich die Präsentation bestimmt nicht zu“.

Eine andere Haltung nehmen Vorgesetzte mit einem Growth Mindset ein. Sie ermutigen, ein Risiko einzugehen und an Fehlern zu wachsen. „Du bist jemand der sich entwickelt - und meine Aufgabe ist es, dich in dieser Entwicklung zu unterstützen“.

Lob sollte sich nicht nur auf besonderes gute Ergebnisse beziehen, sondern den Prozess hervorheben, der zu den guten Ergebnissen geführt hat.

In der Praxis könnte das etwa lauten: „Toll, wie du dich in diese Aufgabe reingehängt und verschiedene Techniken ausprobiert hast, um ans Ziel zu gelangen.“

Gute Fragen stellen

Growth Mindset lässt sich auch fördern, indem die richtigen Fragen gestellt werden: „Was hast du heute gelernt?“, „Wobei hast du dich heute richtig angestrengt?“

Eine Kultur, die Growth Mindset fördert, ist eine, in der alle Mitarbeitenden als Potenzial gesehen werden und zur Entwicklung ermutigt. Verbesserungen werden anerkannt und belohnt. Führungskräfte sollten sich überlegen, ob ihre derzeitigen Ansätze tatsächlich den Mitarbeitenden helfen, ihr eigenes Potenzial zu erkennen, und ob Teammitglieder Misserfolge als Bedrohung oder als Chance sehen. Die Messung dieser Faktoren kann den Führungskräften helfen, eine echte Wachstumsmentalität zu fördern. [3]

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[1]  Healthline, Understanding the Connection Between a Growth Mindset and Neutroplasticity, Nathalie Silver

[2] Forbes, Five Business Benefits Of Growth Mindset: How To Thrive In Today’s Competitive Environment, Ira Wolfe

[3] Harvard Business Review, by Heidi Grant, Mary Slaughter, and Andrea Derler, 5 Mistakes Companies Make
About Growth Mindsets

Yasemin Tahris

Co-Founder & CXO